Gestratz

Geschichte der Schulhäuser in Gestratz

 

Bis Mai 1816 befand sich die Schule im Haus Grünenbacher Straße 2.

Es war nur ein einziger Schulsaal vorhanden. Durch die 1802 in Bayern eingeführte Schulpflicht für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren (deren Eltern Schulgeld zu zahlen hatten) und dem vorgeschriebenen Besuch der Sonntagsschule für alle Kinder von 12 bis 18 Jahren, erwies sich der bisherige Raum als zu klein. Eine größere Schule wurde benötigt.

(Bild 1, Zeugnis von 1824)

 

Schon vor 1735 wurde in Gestratz Schulunterricht erteilt, wie aus dem Verkündigungsbuch Seite 95 zu entnehmen ist.

Am 30. April 1735 ging mit den Sakramenten versehen und wirklich sehr geduldig zum Schöpfer aller Dinge und wurde am andern Tage (er hatte sich noch im Leben vor mehreren Zeugen hier in Gestratz die Grabstätte ausgewählt) der Erde übergeben, der ehrsame Witwer Christophorus Lau, einst hier Schulmeister. Er lebe nun bei Gott im ewigen Frieden zugleich mit seinen Vorgängern die auch hier begraben sind.

In dem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wurde in Jahren danach neben einem landwirtschaftlichen Betrieb auch der Lebensmittelladen Järde/Höss bis 1987 betrieben. Nach einem Umbau eröffnete die Gastwirtschaft "Zum Bachwirt". Heute befindet sich die Pizzeria "Paradiso" in diesem Haus.

( Bild 2 alt, 1. Schule)

(Bild 3, heute Pizzeria)

 

An der Stelle wo heute das Rathaus steht, Schulstraße 1, wird 1816 ein Haus abgebrochen und das neue Schul- und Mesnerhaus erbaut. Im Urkataster ist vermerkt; "Dieses Gut wird schon seit undenklicher Zeit als Schul- und Meßnergut benützt. Im Jahre 1816 wurde das Haus abgebrochen, und ein neues von der Gemeinde gebaut. Die Grundstücke waren dem Meßner zur Nutznießung überlassen. Ein Teil des Wohnhauses wird als Schullokale benützt".

Im Erdgeschoß befand sich die Dienstwohnung des Lehrers mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, zwei weitere kleine Zimmer, dumpf und feucht, und Küche, insgesamt ca. 80 qm. Der Abort primitiv als "Häuschen" außen angebaut. Zwei Kellerräume werden geräumig und gut beschrieben.

Die Schulsäle befanden sich im ersten Stock. Getrennt durch einen 1,5 m breiten Flur hatte das eine Klassenzimmer die Größe von 8 x 6 m und das zweite 8 x 5,1 m, mit einer Raumhöhe von je 2,8 m.

Im Dachgeschoß waren für den Hilfslehrer ein kleines Mansardenzimmer und zwei weitere Kammern. Zu den Requisiten dieser Behausung gehörte auch ein Seil, mit dem, im Falle eines Hausbrandes, der Gefährdete sich in Sicherheit hätte bringen können.

Zum Schulhaus gehörte ein geräumiger Stadel, da einst die Lehrer nebenbei Landwirtschaft betrieben und die "Dienstgründe" ganz oder teilweise selbst bewirtschafteten. Auf der Südseite des Hauses war ein 1,5 ar großer Gemüsegarten angelegt, der auch schulischen Zwecken diente.

Nachdem die Lehrerwohnung in den ersten Stock verlegt wurde, wird 1927 im Erdgeschoß die Gemeindekanzlei untergebracht, sowie die Schwester des "Ambulanten Krankenreviers" (später Krankenverein).

(Bild 4,  2. Schule, Gemeindekanzlei und Lehrerwohnung vor 1951)


1951 wird der Stadel an der Westseite des Gebäudes zu weiteren Lehrerwohnungen ausgebaut.

Der Lehrer war Mesner, Organist und Vorsänger, sein Einkommen setzte sich deshalb aus verschiedenen Bezügen zusammen, die er teils in Geld und teils in Naturalien erhielt. Im Volksmund hörte man früher für das Schulhaus auch die Bezeichnung "Mesnerhaus".

Mit erheblichen Aufwand wird im Frühjahr 1990 im Erdgeschoß die südwestlich gelegene Wohnung umgebaut für die Poststelle, die von Brugg nach Gestratz verlegt wird. Fünf Jahre später schließt die Deutsche Post AG aus wirtschaftlichen Gründen die Postfiliale in Gestratz.

2000 wird im Erdgeschoß gegenüber der Gemeindekanzlei ein schmuckes "Heimatstüble" eingerichtet

(Bild 5, Rathaus heute mit Heimatstube und Wohnungen von 2017)


Ein weiteres Schulhaus baute die Gemeinde Gestratz 1876 in Birkach. Damit hatten die Kinder, die im östlichen Teil der Gemeinde wohnten, einen wesentlich kürzeren Schulweg zu bewältigen. Vorsteher dieser Schulgemeinde war Anton Dressel, der damalige Bügermeister der Gemeinde Maierhöfen. 


Im Ort Gestratz wird Jahre 1909 ein neues Schulhaus mit zwei Schulsälen in der Schulstraße 3 erbaut.

Mit der aufblühenden Wirtschaft nach dem 2. Weltkrieg, verzeichnete die Gemeinde auch mehr Schüler. Das bestehenden Schulhaus bot nicht mehr ausreichend Platz. Mit einem Anbau an der Westseite wurden 1951 zwei weitere Schulsäle geschaffen, die alle gut belegt waren. Im Dachgeschoß war eine Wohnung für den Hausmeister eingerichtet.

 

Ende der sechziger Jahre waren die Klassenräume nicht mehr ausgelastet. Die Schülerzahlen nahmen ab, wie auch in unseren Nachbargemeinden. Es wurde erforderlich, einen Schulverband zu gründen. 1974 wird die Grundschule Laubenberg in Grünenbach eingeweiht.

Heute werden in unserer Dorfschule die Schüler des ersten und zweiten Schuljahres unterrichtet. Die weiteren Klassen besuchen die Grundschule Laubenberg in Grünenbach. 

Die frei gewordenen Schulsäle werden intensiv von der Westallgäuer Musikschule genutzt.

In einem weiteren Raum wurde 2011 eine Bücherei eingerichtet, die am Mittwochnachmittag für die Allgemeinheit geöffnet ist.  

(Bild 6, neue Schule)

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Aus Aufzeichnungen von Bürgermeister Josef Kimpfler vom 22.04. 2004

und aus der Chronik von Bürgermeister Michael Leising (05.11.1933 – 01.07.1945) Rothentöbele, Gemeinde Gestratz.

 

Text u. neue Fotos: Marianne von Kirn, Ortsheimatpflegerin

alte Fotos: aus dem Archiv

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