Artikel und Berichte

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Jahresausflug der Ortsheimatpfleger nach Regensburg mit Opernbesuch

Stadtführungen in Landshut und Regensburg,  Haus der Bayerischen Geschichte mit Sonderführung  "100 Schätze aus 1000 Jahren"
Walhalla in Donaustauf mit Führung durch Gerd Zimmer
Oper: Belcanto-Oper "Lucia di Lammermoor"
Befreiungshalle in Kehlheim mit Führung durch Dr. Christa Pfanner (Fa. Pfanner hatte die Restaurierung durchgeführt).
Abschluss dieser erlebnisreichen Fahrt war das Kloster Weltenburg mit der Asamkirche
Bilder: L. Hodrius
Artikel in der Zeitschrift "Westallgäu Plus" mit freundlicher Genehmigung . Artikel u. Gruppenbild: Armin Dorner
Die Eisenbahn fährt über den See   -   150 Jahre Trajektschifffahrt in Lindau am Bodensee

Info dazu in den Westallgäuer Heimatblätter Ausgaben Oktober u. November 2019
Die Entstehungsgeschichte der Physikatsberichte
Aufgrund zweier Verordnungen vom 21.4.1858 wurden die bayerischen Physikatsberichte von beamteten königlichen Gerichtsärzten angefertigt. Die Ergebnisse aus dem Zeitraum 1858-1861 liegen für das gesamte bayerische Staatsgebiet vor.
Seit Beginn des neuen Königreichs Bayern lässt sich eine stärker werdende Verrechtlichung des bisher weitgehend von zentralistischer staatlicher Gewalt "rechtsfreien" Alltags durch die Obrigkeit feststellen. Dadurch wurden immer mehr Lebensbereiche reglementiert. Die Erhaltung der Gesundheit der Untertanen gelangte in das Interesse der Gesetzgeber. Zeitgenössische ökonomische Theorien führen aus, "dass der Fleiß der Untertanen die wichtigste ökonomische Quelle des Nationalreichtums bilde". Man brauchte kräftige Bauern, taugliche Soldaten und fleißige Arbeiter für die Manufakturen. Also bemühte man sich, die Zahl der Untertanen zu vermehren und ihre Sterblichkeit zu senken.
Der Bezirk Schwaben hat im Jahre 2016 die Physikatsberichte der Stadt- bzw. Landgerichte Lindau, Weiler, Kempten, Immenstadt und Sonthofen veröffentlicht. Bearbeitet wurde dieses Buch von Gerhard Willi, Angela Schlenkirch mit Beiträgen von Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl. Das Buch wurde vom Wißner-Verlag Augsburg 2016 herausgegeben.
Der ehemalige Heimatpfleger Gerd Zimmer hat einige interessante, nachdenkliche, aber auch humorvolle Textpassagen aus dem Buch entnommen und diese sprachlich und gedanklich verknüpft. Der ehemalige Landgerichtsarzt Dr. Friedrich Kollmann aus dem Landgerichtsbezirk Weiler im Allgäu und der frühere Landgerichtsarzt Dr. Karl August Geist aus Lindau (B) treffen sich im Herbst des Jahres 1861 in Weiler, um ihre Erfahrungen und Mitteilungen über die Menschen und die Landschaft, in der diese leben in einem Dialog aus der Sicht der beiden Mediziner vorzustellen. Edi Wintergerst aus Weiler und Otto Schnurrenberger aus Oberstaufen werden diese beiden Ärzte interpretieren. Unterstützt werden die beiden „Mediziner“ von Laura Wolfbauer (Weiler).
Text und Bilder: Gerd Zimmer

Vortrag: Prof. Dr. Dr. Karl Hummel – Pflanzenkundliche Schausammlungg Weiler

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde der Pflanzenkundl. Schausammlung, ich freue mich außerordentlich darüber, dass zu Ehren von Prof.  Dr. Dr. Karl Hummel heute so viele von Ihnen den Weg hierher gefunden haben, um den Mann zu würdigen, der vor 39 Jahren diese Einrichtung geschaffen hat, die inzwischen zu den besonderen kulturellen Einrichtungen unseres Ortes und des Westallgäus zählt.
Ganz besonders begrüßen möchte ich aber Bernhard Hummel, den Sohn von Karl Hummel. Es ist mir ferner eine Ehre, Herrn Prof. Karl M. Hartmann und seine Gattin in Weiler willkommen heißen zu dürfen, Herr Prof. Hartmann ist ein  ehemaligen Kollege und Freund von Prof. Hummel. Sie Frau Hartmann und ihr Mann sind eigens von Erlangen nach Weiler gefahren, um an der Würdigung von Prof. Hummel teilzunehmen. Prof. Hartmann hat im Bd. 17, im April 1989 in den Westallg. Heimatbl. Einen bemerkenswerten Artikel und Nachruf über die Vita Karl Hummel verfasst. - Ich erlaube mir – mit Ihrer Genehmigung ! – wesentliche Gedanken daraus anzuführen.

- Vor beinahe 31 Jahren, am 28. Dez. 1987 starb Prof. Dr. Dr. Karl Hummel – eine Westallg. und eine Weilerer Persönlichkeit, die v. a. bei jüngeren Menschen – hier in seiner Heimatgemeinde im Rothachtal, zumindest bei vielen, nicht mehr so bekannt sein dürfte.

   Der in Irland geborene Dramatiker Georg Bernhard Shaw sagte einmal: „Was wir brauchen sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die normalen gebracht haben ...“. - Mit „verrückt“ meine ich nicht einen „aggressiven“  - wohl aber einen dynamischen und unruhigen Verstandesmenschen; denn ein solcher Mann war Karl Hummel. Geboren wurde er am 25. April 1902 als Sohn des über Weiler hinaus bekannten Apothekers Max Hummel und dessen Frau Philomena Hummel, eine geb. Wachter aus Ellhofen. - Den Eltern lag sehr viel daran , dass Karl Hummel eine humanistische Ausbildung durchlaufen sollte. Erkannten sie doch sehr bald die vielseitigen Interessen und Begabungen ihre Sohnes. - Somit verließ der angehende Zögling schweren Herzens sein geliebtes Weiler, das Westallgäu, um in der benediktinischen Klosterschule St. Sephan in Augsburg <evtl. Bild: St. Stephan Augsburg> seine Gymnasialzeit zu absolvieren, die er nach dem Abitur erfolgreich beendet hatte.
    Was soll nun kommen ?! - Die Interessen von Karl Hummel wandten sich einem Wissenschaftsbereich zu, der eher auf ein schmales Spektrum, einem für die meisten Studiosi außergewöhnlichem Wissensgebiet hingewiesen hatte, nämlich den indogermanischen Sprachwissenschaften, insb. dem Sanskrit. - Sanskrit: Etwa 2500 v. Chr. begannen aus Gründen, die wir nicht genau kennen – war es Überbevölkerung, Wanderlust oder Überfälle anderer Völker – immer wieder Teile, Stämme des indogerm. Urvolkes ihre Heimat zu verlassen, um sich in anderen Gebieten Europas und Asiens neu anzusiedeln. War doch das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Indogermanen in Hochasien, SO- oder N-Europa. Wir wissen es auch heute nicht definitiv.
Schließlich waren nach der Abwanderung vieler Volksstämme weite Gebiete von der Gangesmündung bis Island im Besitz der Indogermanen. - Somit verselbständigten sich auch die Sprachkulturen ! - Es gibt von der indogerm. Ursprache keinerlei schriftliche Aufzeichnungen. Am nächsten verwandt dürfte wohl das Sanskrit der indischen Stämme sein !
   Diese sprachlichen und somit kulturellen Wissenschaften wollte sich Karl Hummel zu eigen machen. Sein Studium begann Karl Hummel an der Ludwig-Maximilian-Universität in München <evtl. Bild. Ludw.-Max-Uni München>. Mit erst 23 Jahren promovierte der junge Westallgäuer in orientalischer Philologie, als Schüler des hoch angesehenen Indologen und Iranisten Geheimrat Prof. Wilhelm Geiger <evtl. Bild von Prof. Wilhelm Geiger>, der für K. H. Zeitlebens ein großes Vorbild blieb. - Der junge, frisch promovierte Dr. Hummel fand zunächst den Weg zurück in seine Westallg. Heimat, indem er in der Apotheke seines Vaters, hier in Weiler, als Praktikant arbeitete. Aufgrund der pflanzlichen Stoffe, mit denen er zwangsläufig in der Apotheke zu tun hatte, entdeckte er seine Neigung zur Botanik. Er erkundete in seiner Freizeit viele Standorte und Gebiete hier in der Region in seiner Westallgäuer Heimat; dies veranlasste ihn dazu Heilpflanzen zu sammeln und zu bestimmen. Somit legte er sehr früh sein erstes offizielles Herbarium an.
- Dr. Hummel absolvierte dann sein zweites Praktikumsjahr als Apotheker in Rottenburg am Neckar  Aufgrund seiner Neigung zur Pflanzenwelt begann er 1928 an der Universität in Tübingen <evtl. Bild: Uni Tbg oder Bild von der Stadt Tbg> seine Zweitausbildung, nämlich das Studium der Pharmazie. - Nach seiner Approbation kehrte er nicht in den Berufszweig eines Apothekers zurück, sondern Karl H. verschrieb sich fortan der wissenschaftlichen Arbeit und Forschung. - Er nahm eine ihm angebotene Assistentenstelle am Botanischen Institut in Tübingen <evtl. Bild: Botan. Garten Tübingen> an, und zwar bei dem renommierten Morphologen und Paläontologen Prof. Walter Zimmermann.
    1935 heiratete er Eugenie Haslach, die ebenfalls aus Weiler im Allgäu kommt. K. H. widmete schon seit Jahren seiner Frau nette, lustige und besinnliche kleine Verse und Gedichte.

   Währen des II. Weltkrieges übernahm K.H. die Lehrstuhlvertretung von Prof. Karl Zimmermann; Zimmermann musste sich zeitweise einer Kritik unterziehen hinsichtlich seiner Rassenlehre im Sinne des Nationalsozialismus.
  Dr. Karl Hummel promovierte 1943 ein zweites Mal zum Dr. rer. nat.. Bis 1945 lebte K.H. zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern in Tübingen. - Bei Kriegsende wurde der Lehrbetrieb an der Univ. zunächst eingestellt, was K.H. dazu veranlasste ins Westallgäu zurückzukehren. Nach dem Tode seines Vaters, Max Hummel, leitete er vorübergehend die elterliche Apotheke, die wohl in dem schönsten Biedermeierhaus (erbaut vermutlich um 1830) in Weiler untergebracht war. (Sie alle kennen dieses Gebäude am Hausbach.) <hier Bild: Apotheke Hummel/ Weiler>

    Als der Lehrbetrieb an der Univ. in Tübigen wieder aufgenommen wurde (am 15. Oktober 1945) engagierte sich K.H. vom 1. Tag an, um den Lehr- und Forschungsbetrieb, zusammen mit seinen Kollegen, wieder in Schwung zu bringen.
   Der Not der Zeit unterworfen fuhr er einen Teil der Strecke nach Tübingen per Fahrrad. Unterwegs dorthin besuchte er in Riedlingen einen Gottesdienst. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm sein Fahrrad, beladen mit Kleidung und einigen Lebensmitteln gestohlen. - Was aber noch schlimmer war, nicht nur das Rad, samt Utensilien war verschwunden, gestohlen war auch seine fertige Habilitationsschrift. - Mit der Entwendung seiner wissenschaftlichen Arbeit, sollte man meinen, dass K. H. resigniert hatte. Dem war aber nicht so ! So berichtet Prof. Karl Hartmann in seinen Aufzeichnungen, ein Vertrauter von Hummel über diesen, dass trotz des verständlichen Ärgers, den K. Hummel natürlich hatte, er sich dahin gehend geäußert habe: „Gott habe ihm die Gelegenheit zu einer neuen, besseren Habilitationsschrift geben wollen“. (So in etwa hat es mir Frau Eug. Hummel, seine Frau ebenfalls bestätigt.) - Übrigens, das letzte Stück Weg nach Tübingen legte K.H. mittels Milchfuhrwagen und per pedes zurück.
    1946 hatte sich Hummel für das Fach Pharmakognosie habilitiert, und er wurde bald darauf zum Dozenten ernannt.
<Die Pharmakognosie befasst sich mit den aus lebendem Material bestehenden Arzneimitteln oder daraus gewonnenen Substanzen.
Zu den Aufgaben der Pharmakognosie zählt die Drogenanalyse, die Wirkstoffsuche und die Kultivierung von Arzneipflanzen oder Zellkulturen.>
Mit dieser wissenschaftlichen Richtung hatte K.H. genau das bearbeitet, was seine Neigung zur Pflanzenkunde, deren Formenvielfalt, bzw. was die Nutzung der Arznei- und Gewürzpflanzen ausmachte. - Das Interesse an orientalischen und indischen Sprachvarianten und deren Kultur integrierte er in seinem weiten Wissensbereich. Stammen doch zahlreiche Arzneipflanzen v. a. aus dem Vorderen Orient. - Seine Vorlesungen und Seminare, ja selbst die vermeintlich langweilig empfundenen mikroskopischen Drogenuntersuchungen, die er bis zu seiner Pensionierung 1968 durchführte, wusste der stets wortgewandte und geistreiche K.H. lebendig und begeisternd zu gestalten. Er interpretierte dabei stets die Funktionen der Pflanzen in dem Lebensraum, wo sie vorkommen – und vor Ort den Menschen seit vielen Jahren bekannt sind. In dieser Hinsicht meine ich auch die Flora unserer Allgäuer-, ja speziell auch unserer Westallgäuer Region. - K.H. schließt dabei alles Lebende in seinem Denken zusammen. - In seinem Büchlein „Pflanzeschönheiten“ von der Felix-Wankel-Stiftung im Jahre 1975 herausgegeben, schreibt K.H. einfach und in schlichten Worten: „Dass Pflanzen, Tiere und schließlich der Mensch von Gestalt schön sind, wer wollte das bezweifeln ? … Der Grund dafür, dass wir die aller verschiedensten Formen als schön beurteilen, muss in etwas liegen, was ihnen gemeinsam ist, und das ist das Ebenmaß.“ So besitzt der menschliche Körper Proportionen, welche doppelt ausgebildet sind: Arme und Beine, Augen und Ohren. „Sie alle stehen links und rechts, gleich weit von der Mitte des Körpers. Das bezeichnen wir – so K.H.  - als Ebenmaß oder Symmetrie.“ Dieses Ebenmaß begegnet uns auch bei vielen Blättern und Pflanzen <hier unbedingt 2 Bilder aus seinem Büchlein>.
   Diese Beobachtungen und klugen Gedanken können wir in vielen Aufzeichnungen von K.H. wieder finden. Der Rahmen von K. H.´s Lehrveranstaltungen über die pharmakognostischen Wissenschaften wurde ihm jedoch zu einseitig. - Aus diesem Grunde  begründete er kurz nach seiner Habilitation bereits 1946/47 mit Unterstützung des Landes Württemberg und auch von Seiten seiner Kollegen auf Schloss Lindich bei Hechingen das von der Univ. Tübingen unabhängige Fürstin-Eugenie-Institut für Arzneipflanzenforschung. <Bild: Schloss Lindich> (Dieses repräsentative Gebäude wurde in der Zeit von 1739 – 1741 von Fürst Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Hechingen gebaut. Es diente dem regierenden Fürsten als Sommerresidenz.)
In Schloss Lindich wurde unter der Leitung von K.H. dieses über Jahre hinweg erfolgreiche Forschungsinstitut  gegründet. Hummel hatte jetzt die Gelegenheit, den Anbau von Arzneipflanzen unterschiedlichster Art und Herkunft zu erkunden und voranzutreiben. V. a. die orientalischen Pflanzentypen wurden von ihm und seinen Studenten erkundet. Prof. Hummel betreute seine Studenten in einer äußerst günstigen, ja familiären Umgebung bis hin zu deren Dissertation.  -
K. H. wurde bereits 1948 zum außerplanmäßigen Prof. für Pharmakognosie ernannt.
 (Pharmakogn. = ist die Wissenschaft über die Arzneimittelforschung und deren daraus gewonnen Substanzen.)
Aufgrund der Forschungsergebnisse in der Zeit auf Schloss Lindich erschien 1957 sein Buch mit dem Titel „Herkunft und Geschichte der pflanzlichen Drogen“. Nach 30 Jahren wurde das Forschungszentrum Lindich geschlossen, als 1976 dasselbe, samt Drogensammlung und Schausammlung in das Botanische Institut nach Tübingen verlagert worden ist. K.H. arbeitete an der Universität mit großem Eifer bis 1986 weiter. Ihm erschien es bei der zunehmenden Spezialisierung wichtig, den Dialog von Wissenschaftlern unterschiedlicher Forschungsbereiche zu aktualisieren. Vor allem Persönlichkeiten aus der Naturwissenschaft und der Theologie führte er in gesellschaftlichen Kreisen in lockeren, ja fröhlichen-, aber auch in vertieften Dialogen zueinander.
K. H., der immer eine enge Beziehung zwischen den Wissenschaften und deren Interpreten förderte, erkannte die Spielräume, die sich hieraus ergaben.
   Ein besonderes Anliegen war es für ihn, die historisch-gewachsenen Beziehungen zwischen dem Orient und Europa zu erkunden. V. a. iranische Studenten, deren Kultur und Kenntnisse fanden bei der Ausbildung von jungen Leuten seine besondere Aufmerksamkeit. - Im Rahmen eines Kooperationsauftrages hinsichtlich der Gründung der Medizinischen Fakultät in Ahwaz im Süd-Iran   wurde es ihm ermöglicht als Gastprof. an die neue Medizin. Hochsschule Gundischapur  im Jahre 1960 in den Iran zu gehen. Seine Vorlesungen im Fach Botanik hielt er in Persischer Sprache !! - 1963 hat K. H. in seinen Tübinger Forschungen vertieft über „Die Anfänge der iranischen Hochschule Gundischapur in der Spätantike“ <evtl. Bild von der Univ. Gundischapu> gelehrt.
   1968 hatte K.H., zusammen mit Dr. Mir Hamid Madani“ (gest. 2015), der später Lektor für Neupersisch an der Univ. Erlangen-Nürnberg war, eine pers. Broschüre über die „Grundlagen der europäischen Kultur und ihre Beziehungen zur orientalischen Kultur“ herausgegeben. - Außerdem hatte K.H. im selben Jahr, zusammen mit Dr. Mahmud Kuros in Bonn die „Deutsch-Iranische Gesellschaft“ ins Leben gerufen.
Meine Damen und Herren, sie sehen, aufgrund der vielseitigen wissenschaftl. Aktivitäten, was den Austausch zwischen Europa und dem mittleren Osten, was die zentralen Themen für Prof. K.H. waren, nämlich die Förderung von persischen und deutschen Studenten um ein besseres Verständnis zwischen den beiden Kulturbereichen zu ermöglichen.
   K.H. letzter Vortrag in dieser Reihe fand am 6. Juni 1978 auf Schloss Lindich statt. Sein Thema lautete „Wissenschaft im mittelalterlichen Iran und deren Fortentwicklung“.
Prof. K.H. wurde ein weiteres Mal in den Iran an die Univ. Tabriz <evtl. Bild von der Univ Tabriz> eingeladen, um ein Seminar zur Erarbeitung einer pers.-wissenschaftlichen Nomenklatur (also ein Namensverzeichnis) der Pflanzen zu leiten. - 1975 verlieh ihm Schah Mohammed Riza Pahlavi als Anerkennung für seine Verdienste um die deutsch-iranische Zusammenarbeit das Commandeur-Kreuz des Homayan-Ordens (= also den kaiserlichen Sonen- und Löwenorden)  <Bild: Hummel mit Orden>.
Für das Studienjahr 1975/76 erhielt K.H. einen weiteren Ruf als Gastprof. an die Pharmazeutische Fakultät der Univ. Theran <Bild: Campus der Univ. Teheran>. 1976/77 richtete Prof. H. in Teheran ein Labor für die Bestimmung und Nomenklatur (= also eine Sammlung und der Benennung bestimmter Pflanzenarten) ein, v. a. Pflanzen, die im Iran vorkommen.  - Bedingt durch die iran. Revolution im Jahre 1979 durch den Revolutionsführer Ajatollah Chomeini musste nach dem Sturz des Schahs auch Prof. H. wegen der großen Unruhen im Lande Persien verlassen. Für die iran. Studenten blieb Prof. H. jedoch weiterhin eine herausragende Persönlichkeit, der ihnen die Lehre vermittelt hatte, die pers. Identität, v. a. deren Kultur zu bewahren und darüber hinaus Ähnlichkeiten mit der deutschen Kultur besser verstehen zu können.
   Man kann aufgrund meiner Ausführungen der Meinung sein, dass Prof. H. eine engere Beziehung zum Orient gefunden hatte und dadurch seine Wurzeln zum Allgäu, zum Westallgäu verloren hätte.
Im Gegenteil, Prof. H. war sehr daran gelegen, dass die Apotheke seiner Familie in Weiler, die „Hummel´sche Apotheke weitergeführt wird. - Übrigens 1968 wurde die Hummel´sche Apotheke, die bisher in der Hauptstraße 42 ihren Platz in dem bereits genannten historischen Biedermeier Haus hatte, in das Heim-Haus in der Fridolin-Holzer-Str. Nr. 13 verlegt.  - Prof. H.´s Sohn Norbert H. übernahm die Leitung dieser Einrichtung. - Bereits wenige Jahre später, nämlich 1977 wurde der Standort der Apotheke ein weiteres Mal verlegt – in den neu errichteten Sparkassenbau in der Hauptstraße Nr. 4 (gegenüber dem Westallg. Heimatmuseum). - Nach dem Tode von Norbert H.  (1982) übernahm die Leitung des Geschäftes Carl-Wilhelm Kuhn, der die Federführung 1993 an den Apotheker Thanner abgegeben hatte. - Seit 1997, bis heute, führt Frau Romarie Kimpfler die Hummel´sche Apotheke.
   Ganz im Sinne von Prof. H. werden auch heute noch vielseitige Spezialitäten in diesem Haus eigenständig hergestellt, u. a. auch der in Weiler und Umgebung geschätzte Schneckensaft.
   Zurück zur Vita Prof. K.H.: Wie sehr er sich für seine Heimatregion interessierte, beweist, dass er von 1953 bis 1967, also über 14 Jahre hinweg, als Naturschutzbeauftragter für den Landkreis Lindau bestellt wurde. - Für uns hier in Weiler ist aber von besonderer Bedeutung, dass K.H. 1979 mit dem Aufbau und der Entwicklung der „Pflanzenkundl. Schausammlung“ hier in diesem Hause begonnen hatte. - Er wollte den Menschen vor Ort zeigen, wie vielfältig unsere Pflanzenwelt in unserer Region ist. - Dieser Gedanke wird bis heute von den Verantwortlichen dieser musealen Einrichtung wahrgenommen.
   Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich auf die strukturelle und gedankliche Präsentation dieser Sammlung und Ausstellung hier und heute nicht darauf eingehen werde. - Orientieren Sie sich selbst – schauen Sie sich später einfach in den Räumlichkeiten um!  Die Einrichtung ist ja in den Sommermonaten täglich geöffnet.
   Prof. KH. hat sich aber auch dafür eingesetzt, das baugeschichtliche Gesicht unseres schönen Marktes Weiler nach Möglichkeit zu bewahren (siehe Nachbarhaus !!)
   1985 wurden Prof. H. auch Ehrungen in seiner Heimat zuteil: So erhielt er in diesem Jahr die Umweltmedaille des Bayer. Staatsministeriums verliehen. - Dennoch ließ K.H. niemals den Kontakt zu seiner ehemaligen Wirkungsstätte in Tübingen abreißen. Er betonte bei allen Entwicklungen in der Forschung stets „Die Verantwortung des Menschen für die Natur.“ Die Menschheit muss sich – so K.H. - zunehmend stärker darum bemühen, die Ordnung und die vielfältigen Zusammenhänge in der Naturrealität zu erforschen. Nur so könnten die Menschen die Aufgaben der Zukunft meistern. - Wie recht er doch hat !!
    Am 28 Dez. 1987 starb Prof. Dr. Dr. K.H. hier in seiner Heimat; Seine Frau Eug. H. betreute ihn bis zuletzt in aufopfernder Weise. - Viele positive gedankliche Ansätze konnte der rastlose Geist nicht mehr umsetzen. - Bei der Planung und Entwicklung unseres Heimatbuches, das 1994 im Jubiläumsjahr erschienen ist, durfte ich 1986/ 87 mehrere Gespräche mit Prof. H. in seiner Wohnung, in seinem schönen Haus führen. Ich konnte ihn dafür gewinnen, das Kapitel über die  Entstehung und Entwicklung unserer Allgäuer-, insbes. der Westallgäuer Flora zu bearbeiten. Prof. K.H. hat sich begeistert dafür bereit erklärt, sich dieses Themas annehmen zu wollen, aber es war ihm, uns nicht mehr vergönnt. Bei unseren Unterhaltungen in seinem „Weiler Zimmer“, so bezeichnete er sein Wohnzimmer in der alten Hummel-Apotheke, durfte ich einen großartigen und vielseitig, ja humorvollen Menschen ein bisschen kennenlernen.
   Kardinal Walter Kasper <hier Bild: Kardinal Kaspar> hat am 2. Januar 1988 die Predigt und den Trauergottesdienst für Prof. Dr. Dr. K.H. in Weiler gehalten. Der hohe Geistliche kannte K.H. als Kollege von der Univ. Tübingen her; beide waren auch privat befreundet. - Kaspar äußerste sich in seiner Rede über K.H. mit folgenden Worten: „Es war ein Leben in großen Spannungen, aus denen tiefe Begegnungen wurden. Es liegen … Welten zwischen der bodenständigen, traditionsverbundenen Welt der so schönen Allg. Heimat hier in  Weiler und der rational aufgeklärten, aber auch aufgeregten und nicht aufgewühlten Welt.“  - Weiter äußerte sich Kaspar: „Wir haben als Menschen das Maß verloren, sind maßlos geworden in unseren Ansprüchen und Erwartungen und werden deshalb immerzu … enttäuscht und müssen nach Ersatzbefriedigungen suchen.“
K.H., der auch gerne zur Feder griff, um seine Gedanken in Verse zu fassen, hat neben zahlreichen Gedichten u. a. dieses über seine geliebte Allgäuer Heimat hinterlassen, das nicht nur seine Gefühle, sondern auch seine naturwissenschaftlichen Empfindungen Nachdruck verleiht:
„Das Allgäu ist, wie viele andre Länder,
aus Bergen, Hügeln, Tälern aufgebaut.
Umrandet von dem Horizont, weil oben
der Himmel – oft bewölkt – herunterschaut.

In Wald und Wiese wohnen Tier und Pflanze.
Die Menschen sind hier auch zuweilen froh,
oft auch bekümmert, gut und manchmal böse.
Es wird nicht anders sein als anderswo.

Und doch – wenn einer heimreist und im Süden
die Berge langsam größer werden sieht,
dann abends durch die Wiesen wandert
und dort
der Löwenzahn in gelben Massen blüht,

dann scheint es einem, dass in dieser Landschaft
das Leben irgendwie besonders fließt,
so nah und warm.
Vielleicht kommt es nur daher,
dass diese eben unsre Heimat ist.“

Meine sehr verehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir am Ende meiner Ausführungen über Prof. K.H. auch noch zumindest in einem Satz den Menschen ein Dankeschön auszusprechen, die in besonderer Weise die Ideen von K.H. weitertragen und v. a. interpretieren. Es sind Persönlichkeiten wie Carl-Wilhelm Kuhn und seine Frau Elke (die heute leider nicht aus gesundheitlichen Gründen anwesend sein kann), welche dieses Vermächtnis des großen Lehrers weiterführen. Mit unermüdlichen Fleiß bestückt Frau Elke Kuhn diesen Raum mit stets frischen Pflanzen. Ihr Mann bringt diese Welt jedes Jahr mittels Führungen vielen Menschen, bes. aber auch Schülern nahe. Es ist unser Vorsitzender Thomas Gretler, der mit Engagement den Verein in Schwung hält, ähnlich wie es sein Vorgänger Eich Gradek getan hat. Norbert Buhmann, der tagtäglich hier diese Räume aufschließt und überwacht und alle die Förderer und Gönner, die diesen kleinen, aber wertvollen Verein, unsere Pflanzenkundlichen Schausammlung, lebendig gestalten. Prof. Dr. K.H. würde sich bei all´ den angeführten Personen, bei all´ denen, die nicht genannt wurden, bedanken, dass sie sein Vermächtnis hier lebendig machen; seine Ideen am Leben erhalten.

<Gerd Zimmer, 29.09.2018>

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