Oberreute

Heimatstube und Museum in Oberreute

Bilder u. Text: Heinz Mößlang


Aufgrund der Corona Pandemie und den aktuellen Infektionsschutz- maßnahmen ist die Heimatstube  vorübergehend geschlossen

Öffnungszeiten Museum im Rathaus

Vom 1. Mai bis 1. November jeden ersten Donnerstag im Monat

von 15 Uhr bis 17 Uhr . 

Jeden dritten Sonntag im Monat von 14 Uhr bis 16 Uhr mit Führung zu einem Schwerpunktthema ab 14 Uhr.

Individuelle Führungen zu Vereinbaren unter Telefon 08387-2253

E-Mail: vorstand@heimatdienst-oberreute.de

Rathaus

Dieses Haus wurde 1815 als die zweite Schule von Oberreute gebaut. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Schulräume. Nachdem die Schule im Jahre 1878 in das dritte Schulgebäude umgezogen war, diente dieses Geschoss vielerlei Nutzungen. Ab 1954 befindet sich hier das Rathaus.

Im ersten Stock sollte die Lehrerwohnung sein, wurde aber von 1827 bis 1948 als Kaplaneiwohnung genutzt. Seit 2006 befindet sich hier das Museum.
In Oberreute gab es einst zwei Burgen und zwei Heilbäder.


Das Museum "Heimatstube" in Oberreute stellt die Ortsgeschichte von Oberreute in sechs Räumen vor.


Raum 1 - Die Zeit vor 1800

Das Allgäu war ursprünglich bewaldet. Es musste gerodet werden, um dort siedeln zu können. Das war etwa im 11. Jahrhundert.

Flachs ( Lein) wurde über Jahrhunderte angebaut. Mit der Flachsbreche wurden die Halme gebrochen, damit die Holzanteile des Stängels abfallen. In mühsamen, aufwendigen Arbeitsgängen wurde aus den Pflanzen Garn und schließlich Leinen hergestellt.


Raum 2 - Kirchengeschichte, Stiftungswesen

In der Mitte des Raumes steht das alte Turmuhrwerk der St. Martins Kirche.

Es wurde 1885 von der Firma Gebr. Fendt, Markt Oberdorf gebaut.

In diesem Raum hängt ein Bild von Kleophas Fink (1862-1935), einem Bürger von Oberreute. Nachdem die „AS“ – Glocke für den I. Weltkrieg eingeschmolzen werden sollte, brachte Kleophas Fink nachts die Glocke mit Hilfe zweier Kriegsgefangener Franzosen nach Unterreute und vergrub sie im Moor. Als der Krieg zu Ende war, stand plötzlich die Glocke wieder bei der Kirche und wurde mit großer Freude auf den Turm gezogen. Somit war Kleophas Fink der Retter dieser kulturhistorisch wertvollen Glocke.


Raum 3 - Schlafzimmer

Das Elternschlafzimmer (das Gaden) befand sich in den Bauernhäusern  direkt neben der Stube.

Bemalte Möbel wie hier im Raum waren bis zum 18 Jahrhundert üblich. Die Möbel aus Fichtenholz hielten ein ganzes Leben und waren ebenso wie die Bekleidung und die Wäsche, die sie im Schrank sehen, sehr wertvoll.

Der ganze Stolz jeder Braut war ein gut gefüllter Wäscheschrank.

Das Ehebett mit Himmel erscheint uns schmal und kurz. Es entsprach aber der damaligen Körpergröße der Menschen.
Man schlief in halb sitzender Haltung auf einer vom Sattler im Ort hergestellte Kastenmatratze mit Federn. Oft wurde auch (wie im Kinderbett) auf einem „Healbesack“ geschlafen, das war ein Bezug gefüllt mit der Spreu vom Getreide.

Da der Weg zur Toilette meist recht weit war, durfte der Nachttopf unter dem Bett nicht fehlen. Für Kranke und Gebrechliche gab es einen Nachtstuhl.


Raum 4 -  Die Stickerei in Oberreute

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Handstickerei eingeführt.

Ab ca. 1870 kam auch in unser Gebiet die einnadelige Kettenstich-Stickmaschine (siehe Bild oben) wie hier im Raum eine steht. Bei dieser Kurbelmaschine steuerte die Stickerin mittels der rechts unter Arbeitsplatte befindlichen Handkurbel. Mit dieser Maschine die nur im Kettenstich arbeitete, konnte das Dreifache geleistet werden, gegenüber der Handstickerei.

Diese Lohnstickerei nahm rasch zu, auch Männer stickten mit der Maschine.


Raum 5 - Küchengeräte

In diesem Raum sind Küchengeräte aus vergangenen Zeiten ausgestellt.

Die Küche betrat man in alten Bauernhöfen direkt über die Haustürschwelle. Sie war auch gleichzeitig der Flur, von welchem Türen in Stube und „Gaden“, sowie auch in den Schopf oder Stall führten. Eine steile Holztreppe führte ins Obergeschoss.
Einen Bodendeckel mußte man anheben, wenn man zu den Vorräten in dem niedrigen Kellerraum wollte.

Auf der Seite zur Stube hin befand sich die Feuerstelle für den Lehm- oder Kachelofen in der Stube, daneben das offene Herdfeuer mit dem nach unten trichterförmig erweiterten Kamin.

In der Vitrine kann man viele landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte in Miniatur bewundern, welche Willi Achberger aus Eschenholz angefertigt hat.


Raum 6

Ein Getreidemaß (Metzen) und die Dreschflegel zeugen vom Ackerbau in Oberreute bis ins 20. Jahrhundert. Alles zur Ernährung Notwendige wurde selbst angebaut. Jeder Bauernhof hatte deshalb einen schönen eingezäunten Bauerngarten mit vielen Kräuter, Gemüse, Salat  und Obststräucher. Auch wurden Kartoffel für den eigenbedarf angebaut.

Im Jahre 1830 wurde fast ein Viertel der Gemeindefläche als Ackerland genutzt. Die gesamte landwirtschaftliche Erzeugung wurde fast ausschließlich für den Eigenbedarf benötigt.


Die ausgestellten Exponate zum Thema Wintersport sind ein kleiner, ausgewählter Teil des ehemaligen Skimuseums von Magnus Pult.

Auf einem Bild sind Schulkinder beim Skitraining mit Magnus Pult.


Die gute Stube

Die Stube verbreitete seit jeher eine heimelige Atmosphäre.

Mit Fichtenholz waren meist die Decke und auch Wände vertäfelt. Der Boden bestand aus breiten Dielen (etwa 10 cm stark), mit Nut und Federn oder Dübeln verbunden, aber ohne Balkenlage darunter.

In einer Ecke befindet sich der Ofen, oft wie hier als Lehmofen gebaut, mit Befeuerung von der Küche oder dem Flur aus.

Die Ofenstangen dienten zum Trocknen der Kleider. Um den Ofen gab es meist eine Ofenbank. Und anschließend an der Wand zur Küche ein Sofa, darüber ein Wandteppich. Neben der Türe, die zum Schlafzimmer, zum „Gaden“ führte, hing oder stand links die Uhr, rechts das Barometer.

Die Bauernstube war zugleich auch Arbeitsraum für die Flachsverarbeitung, Spinnen von Schafwolle oder Körbeflechten.


Auf dem Dachboden: Handwerk und Landwirtschaft  (Kulturtreff)

Im Dachgeschoß sind größere Gerätschaften von Handwerk und Landwirtschaft ausgestellt.

Die Exponate füllen die Dachschrägen und die beiden Giebelseiten. Die Mitte des Raumes wurde freigehalten für Sonderausstellungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen.

Hier befinden sich auch eine Bandsäge, eine Nabenbohreinrichtung und verschiedene Lehren aus dem Besitz eines Wagners.

Daneben stehen die Gerätschaften des Küfers mit einem 3 Meter langen Hobel zum Ausrichten der Faßdauben.

Der Bschniedesel war eine universell einsetzbare Einrichtung.

Auch die Wasserleitungen von der Quelle zum Brunnen am Haus wurde selbst hergestellt. Dichel wurden die Rohre aus Holz genannt, Dichelbohrer liegen neben alten Dicheln.


Schreiner und Zimmerleute brauchten eine Unmenge verschiedener Werkzeuge, die auf und um die Hobelbank ausgestellt sind.


Ein Schuster könnte hier sogleich mit der Arbeit beginnen. So augenscheinlich ist die Schusterei eingerichtet.

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