Ortsheimatpfleger, Archivpfleger und Museumsleiter treffen sich 2025

Ortsheimatpfleger Treffen am 24. Mai 2025 in Oberreute-Beule im neuen "Sinnraum"

Im Sturmgebraus, in Sonnenglut

sing ich vom Berg mit frohem Mut

und schick mein Lied dem Himmel zu:

O Allgäu mein, wie schön bist du!

Kraftort für die Seele - Sinnraum im Ortsteil Beule "Hier ist man dem Paradies ganz nah"

Rund 20 Heimatpfleger sowie Mitglieder des Kreisheimattages Lindau machten sich am vergangenen Wochenende auf den Weg zu einem ganz besonderen Ort: dem neu errichteten Sinnraum auf der Spitze eines markanten Drumlin-Hügels im Ortsteil Beule. Eingeladen hatte Heimatpfleger Armin Lingg gemeinsam mit der Gemeinde Oberreute.

Der Ideengeber und Initiator Friedhold Schneider begrüßte die Gäste mit den Worten: „Hier seid ihr dem Paradies ganz nah“ – und traf damit den richtigen Ton. Das Projekt war aus einem Impuls entstanden, den das Kapellenbuch des Kreisheimattages von 2021 gegeben hatte. In diesem war nur eine einzige Kapelle in der Gemeinde Oberreute genannt – die Marienkapelle in Zellers-Halden, die jedoch bereits auf österreichischem Gebiet liegt. So entstand der Wunsch nach einem eigenen spirituellen Raum auf Oberreutener Boden.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete er einen „Kappeleverein“, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Die Familie Behmann stellte das großartige Grundstück mit Panoramablick zur Verfügung, die Gemeinde – vertreten durch Bürgermeister Stefan Schneider – übernahm als Bauherr eine tragende Rolle. Der Entwurf der Architektin Sina Graner brachte moderne, inspirierende Ideen ein, die von Handwerkern aus der Region in beeindruckender Qualität umgesetzt wurden.

Entstanden ist ein einzigartiger Ort der Stille: offen, überkonfess-ionell und architektonisch bemerkenswert. Die große Fensterfront öffnet den Blick weit in die Westallgäuer Landschaft mit der Nagelfluhkette im Hintergrund – eine Stätte der Einkehr, der Meditation und des Staunens. Im Zentrum des Raumes steht ein Ambo mit einem Glasschrein. Darin befindet sich das symbolhaltige „Buch des Lebens“ – gefertigt vom Künstler Max Schmelcher aus 4.000 Jahre altem getrocknetem Moorboden. Es steht für den Weg jedes einzelnen Menschen, für Erfahrungen, Freude und Leid. Den Abschluss des Besuchs bildete das gemeinsam gesungene Lied „Oh Allgäu mein, wie schön bist du“.

Nach der beeindruckenden Besichtigung führte der Weg der Heimatfreunde weiter in den Kulturtreff. Dort wurde ein sehenswerter Film aus der BR-Serie „Unter unserem Himmel“ aus dem Jahr 1971 gezeigt – unter dem Titel „Die glücklichen Leute von Oberreute“. Im Anschluss konnten die Gäste noch die liebevoll eingerichtete Heimatstube erkunden.

Bilder: Luise Hodrius - Text: Georg King

Das Lebensbuch von Friedhold Schneider

Ortsheimatpfleger -Treffen am 22. Februar 2025

in Isny mit Schloßbesichtigung.


Am vergangenen Wochenende begaben sich rund 20 Heimatpfleger aus dem Landkreis Lindau zum im Jahr 2024 eröffneten Kunst- und Kulturtreffpunkt im Schloss Isny. Das historische Gebäude, das über Jahrhunderte hinweg eine wechselvolle Geschichte durchlebte, lockte die Teilnehmer mit seiner faszinierenden Vergangenheit und der aktuellen Ausstellung.

Die erste Führung durch Frau Johanna Hofer-Kink vermittelte sehr viel Fachwissen und begann im Refektorium des Schlosses, dem ehemaligen Speisesaal der Mönche. Hier erläuterte sie die lange und wechselvolle Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudeensembles, das 1096 als Benediktinerkloster gegründet wurde. Im Jahr 1806 ging das Anwesen in den Besitz der Familie Quadt- Wykrath über, die es fortan als Grafensitz nutzte und zu einem Schloss umbaute. Später, von 1942 bis 1996, diente das Gebäude als Bürgerspital der Stadt Stuttgart. 1997 erwarben Isnyer Bürger das Schloss, um es vor der Gefahr einer Spekulation zu retten. Schließlich wurde 1999 eine gemeinnützige Stiftung ins Leben gerufen, um das Anwesen für kulturelle Zwecke zu nutzen. 2024 konnte das Schloss als Kunst- und Museumsort eröffnet werden, mit einer Städtischen Galerie, einem Stadtmuseum und der Kunsthalle Friedrich Hechelmann.

Die Besichtigung führte die Heimatpfleger weiter zur Marienkapelle und in die Städtische Galerie, die in einem historischen Gewölberaum, der ehemaligen Remise untergebracht ist. In diesem Raum befindet sich derzeit eine Ausstellung von Isnyer Künstlern. Darüber hinaus konnten die Teilnehmer die Kunsthalle mit den Werken von Friedrich Hechelmann besuchen, die einen umfassenden Überblick über 50 Jahre seines künstlerischen Schaffens gaben.

Text: Georg King - Bilder: L. Hodrius

Im Städtischen Museum von Isny, welches nun auch im Schloss untergebracht ist.


Im Anschluss folgte die zweite Führung durch das Stadtmuseum, die von der Museumsleiterin Ute Seibold mit begeisternder Leidenschaft durchgeführt wurde. Sie führte die Gruppe durch verschiedene Themenräume, die einen tiefen Einblick in die Vergangenheit Isnys und seiner Umgebung boten. Die Geschichte beginnt mit der Römerzeit, in der das Kastell Bettmauer und die Siedlung Vemania eine wichtige Rolle spielten. Die Entstehung des Klosters und der Stadt Isny sowie die Reformation wurden ebenfalls behandelt, wobei das Spannungsfeld zwischen der evangelischen Reichsstadt Isny und den klösterlichen und adligen Familien der Umgebung thematisiert wurde. Ein dramatischer Abschnitt der Stadtgeschichte wurde durch Bilder vom verheerenden Stadtbrand von 1631 dokumentiert.

Eine weitere bemerkenswerte Ausstellung war die Galerie mit Stadtansichten, die an der Decke und diagonal hängend präsentiert wurden. Diese ungewöhnliche Präsentation brachte manche Heimatpfleger aus dem Gleichgewicht. Eine besondere Attraktion bildete auch die Sammlung von Postkarten des Künstlers Eugen Felle, der in seiner Schaffenszeit rund 13.000 Postkarten gestaltete.

Der Rundgang durch das Stadtmuseum beinhaltete auch eine Reihe von thematischen Ausstellungen zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert, darunter die Seidenmanufaktur C.U. Springer und die Pionierleistungen von Arist Dethleffs, der 1931 den ersten Wohnwagen baute. Ebenso wurde an die Entstehung des Wintersports und die Gründung des WSV Isny im Jahr 1919 erinnert. Besonders die Geschichten von erfolgreichen Sportlern wie der Skispringerin Agnes Reisch und dem Langläufer Friedrich Moch fanden großes Interesse. Ein weiterer Höhepunkt war die Erzählung von Hermann Martin, der in seiner Garage Skiwachs mit geheimen Rezepturen herstellte und viele Sportnationen damit versorgte.

Der Besuch des Schlosses Isny und des Stadtmuseums war ein rundum gelungener Tag, der den Heimatpflegern nicht nur historische Einblicke, sondern auch die Bedeutung dieses kulturellen Erbes näherbrachte. In einer Region, in der Geschichte und Gegenwart miteinander verwoben sind, war dieser Ausflug ein voller Erfolg und bot den Teilnehmern einen wertvollen Blick auf die lokale Kulturgeschichte.