Wasserburg

Wasserburg
Texte und Bilder: Fridolin Altweck

Antoniuskapelle in Selmnau

An der Stelle eines vorchristlichen Bergheiligtums entstand nach der Christianisierung des Bodenseeraumes wohl bald ein größerer Bildstock, der in einer Urkunde von 1492 Erwähnung findet. Die Antoniter (Tönier) aus Ravensburg gründeten hier möglicherweise eine Einsiedler-Zelle. Aus der Zeit um 1500 ist eine wunderschöne Mutter-Gottes-Statue des sogenannten ‚weichen Stils’ erhalten. Aus der selben Zeit stammt das alte Glöcklein mit vier eingegossenen Medaillons der Heiligen Antonien, der Gottesmutter und des Ordensgründers Benediktus.
Die Holzkapelle auf dem Antoniusberg war nach einem Bericht von 1696 in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Der Steinbau mit 24 Schuh Länge und 18 Schuh Breite sowie einer Höhe von 14 Riss wurde schon 1695 in Angriff genommen und ein Jahr später vollendet. Damit sollte die uralte Wallfahrt neu belebt werden. Aus der Bauzeit stammen die vorzüglich gearbeiteten Figuren der 14 Nothelfer eines Bregenzer Meisters. Die ausdruckstarken Patronatsheiligen Sankt Antonius der Einsiedler und Antonius von Padua wurden in der Zeit nach 1700 gestiftet. Der barocke Hochaltar wurde in Zusammenhang mit dem Kirchenneubau errichtet und trägt im Auszug das Wappen des Vikars Johannes Caspar Schürf. Das heutige Altarblatt schuf der Wasserburger Kunstmaler David Schmid nach einem früheren Vorbild um 1930.
Ziel vieler privater Wallfahrten waren neben der Verehrung des sogenannten „Schlamper-Tonis“ die Gebetserhörungen des Mönchsvaters Antonius bei verschiedenen Hautkrankheiten. Dem Heiligen Antonius „auf dem Bergle“  wurde im Laufe vieler Jahre als äußeres Zeichen eines Anliegens gar mancher Reisigbesen „geopfert“.


Heilig-Kreuz-Kapelle in Hege

Im heutigen Ortsteil Hege der Gemeinde Wasserburg wurde 1583 die katholische Heilig-Kreuz-Kapelle erbaut. Das schon 1575 eröffnete Kirchhöfle diente 1635 als Pestfriedhof. Der rechteckige Bau mit je einem Fenster nach Süden und Norden hat einen Dachreiter auf der Westseite, dessen Zwiebelhelm blechbeschlagen ist.
Über dem rundbogigen Westportal war ursprünglich in einer Segmentbogennische eine Kreuzigungsgruppe angeordnet. Einem dreisten Kunstraub in den 1960er-Jahren fielen die beiden Assistenzfiguren Maria und Johannes zum Opfer. Das Kruzifix mit einem überaus kunstvollen Korpus ziert heute das schlichte Rauminnere der Kapelle. Seit der letzten Renovierung fällt durch ein großes bleiverglastes Fenster, das die Segmentbogennische ersetzt, viel Licht  in das einst gotisch geprägte Innere. Das Äußere der Kapelle ist mit schlichten Konturen von Scheinarchitekturquadern bemalt.
    An der Nordumfassungsmauer des Nordfriedhofes erinnert eine Steintafel an die Zeiten des „Sterbet“ in der Pfarrei Wasserburg: „Die Pest kam über’s Meer + Klag, Klag über Klag 77 in einem Grab + Gedenket der 615 Pesttoten (1635) und der mehr als 20 unschuldigen Opfer des Hexenwahnes (1655-1664)“.  Der ehemalige Pestfriedhof wurde im Laufe der Jahre erweitert und dient heute als Pfarrfriedhof.



Jakobus-Kapelle in Reutenen od, "Gförnen Kapelle"

Dieses kleine Gotteshaus wurde 1643 erbaut und dem Heiligen Jakobus geweiht. Die im Volksmund gebräuchliche Bezeichnung „Gfrörnenkapelle“ wird als Pestkapelle gedeutet, da im hiesigen Sprachgebrauch Gfrörne für Pestbeule verwendet wurde. Tatsächlich sind etwa sieben Jahre vor der Erbauung dieser Kapelle im Ortsteil Reutenen sechs Menschen an der Pest gestorben. Die Gräuel des dreißigjährigen Krieges mögen ein weiterer Anlass für die Errichtung einer Votiv-Kapelle gewesen sein.
Die Kapelle ist aus Sandsteinquadern, Feldsteinen und Bodenseewacken erbaut. Das Dach ist mit handgestrichenen Biberschwänzen gedeckt. Auf dem Boden ist Rorschacher Sandstein verlegt. Eine gründliche und sensible Renovierung im Jahre 2004 verdient besondere Anerkennung. Die noch vorhandenen Kunstwerke wurden mit größter Mühe in ihrer Substanz erhalten. Zur Sanierung wurde nur authentisches Baumaterial verwendet.
Heute strahlen eine volkstümliche Madonnenfigur und der Heilige Leonhard in neuem Glanz. Ein besonderes Schmuckstück ist der Geißelheiland als Altarfigur. Eine qualitätvolle Renaissancemalerei am Altartisch mit dem Christusmonogramm konnte erhalten und wieder hergestellt werden. Ein stark in Mitleidenschaft gezogenes Eisengitter wurde fachgerecht  restauriert und zeigt die Arma Christi im Abschlussbogen.
Mit der gelungenen Gestaltung des Außenbereiches hat der Ortsteil Reutenen heute einen trefflichen Mittelpunkt gewonnen.




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